Hunde sind sehr kluge Wesen. Es genügt ein winziges Stück „Futter“, den man einem Hund beim Essen zu wirft, wenn er einen mit bettelndem Blick beim Mittagessen zusieht – und schon beginnt eine neue Gewohnheit für ihn. Das Verhalten (dich ansehen, dich berühren, jammern, junken) wurde von dir durch massiv verstärkt und gebilligt, indem du ein leckeres Stück Essen fallen lässt.
Ruck-Zuck hat dein Hund gelernt was das Betteln mit dem Futter bewirkt. „Hey cool: Ich muss nur betteln oder jammernd schauen und schon bekomme ich Nahrung. Das mache ich jetzt immer so!“ Ganz besonders Labradore haben diese Disziplin nahezu perfektioniert. Dieser Teufelskreis des Bettelns wird dich jetzt dauerhaft verfolgen und musst dich jetzt ständig mit dieser neuen Situation auseinandersetzen, wenn dein Hund bei den Mahlzeiten an deiner Seite bleibt.
Im Grunde ist der beste Weg den Hund vom Betteln abzuhalten: Gib ihm niemals Futter vom Tisch!
Da du diesen Artikel liest gehe ich jedoch davon aus, dass du bereits damit begonnen hast den Hund vom Tisch zu füttern und suchst jetzt nach einer Lösung des Problems, um das Verhalten (das Betteln) zu stoppen.
Es gibt einige Tipps mit denen du deine eigene Essenszeiten wieder genießen kannst
Regel 1: Hör auf Tischreste zu geben!
So offensichtlich diese Lösung auch ist, viele Hundebesitzer haben Probleme damit konsequent zu sein. Sie denken vielleicht: „Och, ich werde ihm / ihr jetzt ein letztes Mal dieses echt winzige Stück geben, danach nieeeee wieder.“ Wenn der Hund einen dann auch noch mit dem irrsinnigen Labradorblick anschaut, wird es nicht das letzte Mal sein, denn sonst hättest du es ihm auch dieses Mal nicht gegeben.
Es ist eine wahre Tatsache, dass Hunde unsere Schwächen zu kennen scheinen.
Sie wissen ganz genau, dass ihre Besitzer sich schuldig fühlen (!), wenn sie ihren bettelnden und elend wirkenden Blick aufsetzen und sie dann gleich mit etwas Futter belohnen werden. Wir würden es nicht anders machen, kämen wir so zum Erfolg! Die Kunst liegt jetzt darin dass Herrchen und Frauchen jetzt sehr entschlossen sind, diesen „qualvoll verhungernden Hunde“ zu ignorieren und seinem betteln nicht nachzugeben.
Regel 2: Sei ein Anführer
In der Natur leben Hunde in einem Rudel. In der Rangordnung gibt es Alpha-Hunde (die Chefs / Cheffinnen), die die Regeln festlegen – der Rest des Rudels besteht aus Anhängern. Bei dir zu Hause solltest du also das Alpha-Tier sein, also der Anführer. In der Natur essen Alpha-Tiere immer zuerst und der Rest des Rudels wartet geduldig darauf, dass sie an der Reihe sind.
Alpha-Anführer werden nie von anderen Hunden gestört, die nach Futter betteln. Dies würde sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen, sie würden es nicht einmal versuchen, weil sie ihre Position im Rudel kennen. Zu Hause sollte dein Hund niemals um Futter betteln. Ein wahrer Anführer frisst (isst) ungestört und der Hund hat sich ein paar Meter entfernt hinzulegen und auch keinen Augenkontakt herzustellen. Auch wenn etwas auf den Boden fällt ist das für ihn Tabu!
Regel 3: Schicke ihn weg
So schwer es auch sein mag, versuche die Handlung deines Hundes vorherzusehen und reagiere entsprechend. Du setzt dich an den Essenstisch und dein Vierbeiner kommt in deine Nähe, sabbert bereits in Erwartung eines schönen Stückchens Steak. Sage ihm bestimmend „Aus“ oder klatsche in die Hände, oder schüttel eine Dose mit Münzen darin, oder ähnliches.
Tue alles was ihn verstehen lässt, dass du nicht mehr bereit bist deinen Hund beim Essen in deiner Nähe zu haben – ja, du möchtest ab sofort beim Essen Abstand haben. In der richtigen Natur würde das Alpha-Tier sehr wahrscheinlich knurren, nach ihm schnappen oder ähnliches, damit er verschwindet – das brauchst du jetzt nicht zu machen 😉
Regel 4: Halte ihn fern
Deinen Hund weg zu schicken bedeutet ihn in einiger Entfernung in Schach zu halten. Einige Hunde werden dich herausfordern wollen. Sie werden ein oder zwei Schritte weggehen, dich dann anstarren und langsam näher und näher kommen (oder heran schleichen). Sei konsequent! Stelle ganz unmissverständlich klar, dass du ihn nicht in der Nähe haben möchtest. Idealerweise sollte der Abstand ein paar Meter betragen und er sollte dich ignorieren. Das kann einige Zeit dauern, am Ende aber wird es sein Hund verstehen.
Beiläufig erwähnt: Viele Hundehalter meinen ernsthaft, dass ihr Liebling sie anschließend nicht mehr mag, wenn er nichts vom Tisch bekommt – ja dass er beleidigt sein wird und sie mit Liebesentzug bestraft. Das ist wirklich Unsinn! Der Hund macht hier nichts anderes als zu versuchen am Alpha-Tier vorbei etwas Futter zu bekommen.
Dein Hund kann nicht so weit denken wie wir Menschen. Wir glauben nur immer gerne, dass sie uns verstehen und sich genau deswegen so verhalten. Mache es jetzt richtig, dein Hund mag konsequente Dinge, mag Führung und kann sich recht schnell darauf einstellen. Und beleidigt sein wird er auch nicht.
Regel 5: Füttere deinen Hund erst nach deiner Mahlzeit
Wenn dein Hund auf Entfernung bleibt und wenn er sich gut benimmt kannst du deinen Hund füttern, nachdem du komplett fertig bist. Wie schon erwähnt essen Alpha-Tiere ZUERST und die Untergebenen essen danach. Dein Hund wird lernen dich als Anführer zu akzeptieren und zu respektieren. Und er wird lernen das er, wenn er artig in Entfernung wartet, auch fressen kann wenn du fertig bist.
Nachdem dein Hund diese Nachricht erhalten hat, sei in jedem Fall weiterhin konsequent! Dein Hund hat eine wichtige Lektion für das Rudelverhalten gelernt und er hat die Rangordnung akzeptiert. Ebenso gilt es natürlich jetzt auch, dass du auch keine Leckerchen an anderen Orten gibst, an denen du dir selbst mal einen Snack gönnst. Der Klassiker ist die Couch, wenn du dir ein paar Kekse gönnst. Dein Hund schaut dir zu und bettelt vermutlich wieder, auch hier gilt dieses Verhalten zu unterbinden.
Der Haken ist nämlich, dass dein Hund ansonsten verwirrt ist und davon ausgehen muss, dass du kein zuverlässiger Anführer bist und möglicherweise dich in naher Zukunft auf deine Rangordnung als Rudelführer testen wird.
Betteln sollte somit nie toleriert werden. Tischabfälle selbst sind übrigens auch nicht sonderlich gut für deinen Hund. Ohne gebratenem Hühnermehl oder deiner Teriyaki-Sauce wird dein Hund garantiert viel gesünder leben!
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