Der ängstliche Hund – verlorenes Selbstvertrauen

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Schüchterne oder ängstliche Hunde haben diesen kleinen Funken Lebenslust in ihren Augen verloren. Sie laufen mit eingezogenem Schwanz in einer unterwürfigen Haltung durch die Gegend. Diese Hunde haben im Grunde genommen ihr ganzes Selbstvertrauen verloren, oft wegen der Art und Weise, wie sie aufgezogen wurden oder wegen ihrem vererbten Temperaments. Leider aber auch sehr häufig aufgrund menschlicher Vernachlässigung oder gar Missbrauch. Wenn du einen schüchternen Hund in deine Obhut nimmst, kannst du viele Dinge tun um sein Selbstvertrauen zu stärken und damit er dem Menschen wieder zu vertraut. Ein glückliches und gesundes Leben führen, welches er auch verdient hat, sollte das Ziel sein. Versuche diese allgemeinen Richtlinien einzuhalten damit dein Hund in Kürze wieder sein volles Potential entfalten kann.

Der erste Check durch den Tierarzt

Zu Beginn sollte deinen Hund von einem Tierarzt untersuchen. Manchmal kann auch die offensichtliche Schüchternheit auf ein körperliches Problem, wie chronische Schmerzen oder eine Krankheit wie Epilepsie oder Schilddrüsenprobleme, zurückzuführen sein. Auch können Seh- oder Hörprobleme die Ursache dafür sein, dass du einen schüchternen Hund hast. Deswegen zuerst physische Dinge abklären …

Geräusche auf ein  Minimum reduzieren

Ängstliche Hunde schrecken bei lauten Geräuschen leicht auf. Versuche zunächst die Geräusche so gering wie möglich zu halten. Dies gilt insbesondere für Hunde mit einer Vorgeschichte des Missbrauchs. Wenn laute Geräusche unvermeidlich sind kannst du Geräusche durch ein “Hintergrundrauschen” vertuschen, welche aus ständigen Geräuschen aus dem Fernseher oder Radio kommen. Dieses “Grundrauschen” wird auch gerne verwendet wenn ein Hund nicht gerne alleine ist und auf nahezu jedes Geräusch reagiert.

Achte auf deinen Tonfall beim Reden

Missbrauchte, vernachlässigte oder schüchterne Hunde werden ebenfalls durch laute Stimmen erschreckt. Einige dieser Hunde reagieren extrem empfindlich auf Stimmtöne. Versuche deine Stimme leise und ruhig zu halten. Halte Kinder bitte solange von diesen Hunden fern, bis das sich diese beruhigt und eingelebt haben. Gerade Kinderstimmen können schüchterne Hunde erschrecken und sie dazu bringen sich zu verkriechen, zu zittern oder sogar beißen, wenn sie sich bedroht fühlen.

Keine plötzlichen Bewegungen

Schnelle unerwartete Bewegungen können ängstliche Hunde erschrecken, besonders wenn sie missbraucht wurden. Viele zucken sofort zurück, wenn du versuchst nach ihnen zu greifen – oder sie erschrecken sich, wenn du plötzlich aufstehst und zur Tür oder zum Telefon rennst. Sei dir in den ersten Tagen jeder deiner Bewegungen bewusst und versuche als schüchterner Hund zu denken und seine Reaktion auf deine Handlungen vorwegzunehmen.

Aengstliche Augen Beim Hund TierpulsAuf einer Ebene mit dem Hund sein

Wenn du den Hund streichelt sollte es nicht im gebückter oder stehender Haltung passieren. Das wirkt ziemlich bedrohlich! Setz dich stattdessen einfach mit deinem Hund auf dem Boden. Der Hund kommt natürlich zu dir, wenn er dich zum ersten Mal auf seiner Ebene sieht. Versuche in den ersten Tagen auf seinem Niveau zu bleiben, bis er selbstbewusster erscheint.

Ein Lob nicht vergessen

Während die Disziplinierung bei normalen Hunden funktioniert, solltest du bei schüchternen Hunden die Korrekturen auf ein Minimum beschränken. Ein hohes *Nein* oder ein Klaps auf das Hinterteil kann bei schüchternen Hunden schädlich sein. Vielmehr diszipliniere einen schüchternen Hund, indem du einfach das Gute hervorhebst. Jedes Mal, wenn der Hund was falsch macht solltest du es ignorieren. Macht er aber etwas Gutes, lobe ihn in höchsten Maße!

Geh mit ihm an die frische Luft

Geh mit deinem Hund spazieren, das ist eine gute Möglichkeit sich zu bewegen und deinen Hund auf das Spiel zu konzentrieren. Lass deinen Hund spielen, spiele fangen mit ihm und lasse dir hinterher laufen. Beschäftige ihn und gib ihm neuen Mut, lobe ihn dass es Spaß macht mit dir zusammen zu sein und sprich mit einigen Leuten unterwegs, so dass er das als normal ansieht. Wenn dein Hund gegenüber Fremden schüchtern ist, bitte sie ihn ein Leckerchen zu geben, während er vorbei kommt. Das funktioniert hervorragend, wenn dein Hund sehr Futter orientiert ist.

Lass deinen Hund alles in Ruhe checken

Wenn Fremde in der Nähe sind, solltest du mit deinem Hund auf sie zugehen und nicht umgekehrt. Lass ihn diese Leute einschätzen anstatt dass du sie vorher ansprichst. Sag den netten Leuten sie möchten ihm diese Belohnung geben, ihn dabei aber nicht im Gesicht oder Hals streicheln. In den Augen eines ängstlichen Hundes wirkt dies sehr bedrohlich. Bitte sie sich auf Schulter und Rücken zu konzentrieren, wenn sie ihn mit der Hand berühren.

Langsames Erkunden von neuen Dingen

Dein Hund braucht Zeit, um sich in der Nähe anderer Hunde, Menschen und gesellschaftlichen Ereignissen wohl zu fühlen. Lasse ihn nicht in das sogenannte offene Messer laufen. Dein Hund muss einen Prozess durchlaufen der *Desensibilisierung* genannt wird. Dies bedeutet, dass der Hund allmählich neuen Orten, Menschen oder Geräuschen ausgesetzt werden muss. Dies kann unter Umständen ohne große sichtbare Fortschritte sein, aber irgendwann zeigt er bestimmt ein ausreichendes Selbstvertrauen. Wie heißt es so schön: Geduld und Zeit ist der Schlüssel!

Führ du deinen Hund

Zeig deinem Hund jederzeit, dass du sein Anführer bist. Hunde müssen wissen, wem sie zu folgen haben und dabei feststellen, dass du eine beruhigende Wirkung auf ihn hast. Geh niemals mit deinem Hund spazieren, wenn du besorgst, angespannt oder wütend bist. Ein Spaziergang macht nur Sinn für euch beide, wenn du völlig entspannt bist. Jeder Hund reagiert sehr empfindlich auf deine Launen. Lass deinen Hund auch für sein Futter arbeiten, indem du ihn vor seinem Fressen sitzen lässt. Entscheide du, wann das Fressen beginnt und wann es endet. Zeige ihm, das du der Anführer des Rudels bist und auf ihn aufpasst. Nur so fühlt sich dein Hund sicher und kann sich entspannen. Hund Freundschaft Zutrauen Keine Angst Tierpuls

Lass ihn gewinnen

Manchmal kann Tauziehen sein Selbstvertrauen stärken. Versuche mit ihm Tauziehen zu spielen und lasse ihn auch von Zeit zu Zeit gewinnen. In der Natur neigen Hunde dazu, mit natürlichen Gegenständen wie Knochen oder Fleisch Tauziehen zu spielen. In der freien Wildbahn bekommt der Hund hierbei normalerweise einen großen Vertrauensschub und übernimmt danach sogar  manchmal die Rudelführung. Du solltest dieses Spielchen aber nur auf eine bestimmte Zeit beschränken, bis das dein Hund das Selbstvertrauen wiedererlangt hat. Denn du willst doch nicht deine Rudelführung abgeben, oder?

Angst des Hundes tolerieren

Aus Instinkt tendieren wir Menschen dazu, einen verängstigten Hund beruhigen zu wollen. Dies kann aber mehr Schaden als Nutzen bringen! In den Augen eines Hundes bedeutet Streicheln und Beruhigen: ,, Es ist in Ordnung, Angst zu haben, mach weiter so”. Deswegen sind viele Hund erst so ängstlich geworden, weil ihre Besitzer nicht widerstehen konnten, ihren Hund zu trösten. Ignoriere sein Angst lieber und lass deinen Hund lieber die Quelle seiner Angst sorgfältig untersuchen, wenn er ängstlich und dennoch interessiert zu sein scheint.

Genaues Betrachten seines Verhaltens

Einige Fälle von Schüchternheit sind leider sehr hartnäckig und brauchen möglicherweise professionelle Hilfe. Wende dich an einen Hundeverhaltensberater, falls dein Hund keine Fortschritte macht oder Anzeichen von Angst oder Aggression zeigt. In einigen Fällen können Tierärzte auch Angstmedikamente verschreiben. Auch wenn dein Hund sich nie als überaus sozial herausstellt, wird er aber bestimmt toleranter und akzeptiert viele neue Situationen. Nachdem du die oben genannten Regeln implementiert hast, solltest du nach einiger Zeit schon relevante Verbesserungen feststellen können. Du merkst, dass du langsam einen anderen Hund vor dir hast. Einen Hund mit diesem besonderen Funken in den Augen, mit wedelndem Schwanz und einem stolz erhobenen Kopf! Freue dich, dann seit ihr beide auf den richtigen Weg.    

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