Zwangsneurose
„Der Hund lief im Kreis um einen kleinen Baum herum. Als der Besitzer ihn rief blickte er auf und kehrte dann wieder seinem „Hobby“ zurück.
Dieser beschriebene Hund leidet im Grunde genommen an einer Art Zwangsstörung. Er muss eine ziemlich schwere Form gehabt haben, da der Besitzer ihn nicht dazu bringen konnte aufzuhören. Um den Hund aus dieser „lähmenden Trance“ zu holen, musste der Besitzer ihn zuerst anleinen und ihn physisch in eine andere Richtung ziehen – erst dann stoppte der Hund dieses Verhalten.
Hunde, die im Kreis laufen, gehen Hand in Hand mit Hunden, die ihren eigenen Schwanz „verfolgen“. Es sind beides zwanghafte Verhalten und können eine große Herausforderung sein das loszuwerden. Sie beide stammen von einer psychologischen Störung, die entweder Langeweile, Angst oder Frustration ist. Die zugrunde liegende Ursache muss behandelt werden, damit die Manifestation verschwindet.
Diese Angewohnheit loszuwerden kann die eigenen Fähigkeiten übersteigen und erfordert möglicherweise einen Hundeverhaltenstrainer um sie zu lösen, gerade bei ganz schweren chronischen Fällen. Im Folgenden findest du einige Tipps, die möglicherweise helfen können dieses Verhalten zu reduzieren und es bestenfalls zu beseitigen, bevor es chronisch wird.
1) Ignorieren
Wenn das Problem gerade erst aufgetreten ist, beobachte das Verhalten intensiv und stelle sicher, dass es sich nicht verstärkt. Die Verstärkung kann stumpf von dir selbst oder von einem Familienmitglied ausgehen. Es wäre durchaus denkbar, dass eines Tages dein Hunde im Kreis lief und jemand (du oder ein Familienmitglied?) darüber lachte, oder Aufmerksamkeit erregte, wodurch der Hund irrtümlicher Weise gelernt hat, diese Gewohnheit würde unterhalten oder ihm selbst Aufmerksamkeit bringen. Entsprechend wiederholt er ständig dieses Verhalten um genau dieses „(falsche) Lob“ wieder zu bekommen.
Es spiel keine Rolle ob die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde ihn anzusehen, das Verhalten zu rügen oder einfach nur belustigend zu lachen. Der Hund hat es als positive Aufmerksamkeitsquelle angenommen. Deine Reaktion auf sein „Im Kreis laufen“ sollte daher von JETZT an so neutral wie möglich sein: Kein Lachen, kein Schimpfen, kein Hinschauen, wenn du kannst verlasse einfach unbeachtet des Verhaltens des Hundes den Raum.
2) Übung
Versuche dein Bestes um deinen Hund so weit wie möglich „auszupowern“. Ermutige ihn viel zu spielen, entweder indem er neben dir her läuft, Frisbee oder Ball spielt, oder einfach nur lange Spaziergänge im Park oder im Wald mit vielen Gerüchen. Sport und Bewegung ermüdet deinen Hund, daher sollte dies sein Energieniveau, und seinen Zwang im Kreis zu laufen, deutlich verringern.
3) Angst lindern
Angst kann durchaus der Schuldige sein. Es wurde beobachtet, dass das obsessive Verhalten dazu neigt, nach einer Großen Stressperiode wie ein Umzug, einer Operation, längerem Alleine sein, einem Einzug einer neuen Person oder einem neuen Baby, zu beginnen. Überlege intensiv ob irgend etwas möglicherweise Angst verursacht haben könnte. Dieses zwanghafte Verhalten könnte möglicherweise durch die Verabreichung von Medikamanten gegen Angstzustände gelindert werden. Ich habe gelesen, dass „Clomi-Ruhe“ eine Lösung sein könnte. Valium kann eine andere Option sein. In jedem Fall musst du mit deinem Tierarzt darüber sprechen, er wird wissen welche zugelassenen Medikamente hilfreich sein können.
4) Spielzeuge
Versuche viele Spielsachen anzubieten, damit er sich ablenken kann. Ebenso sind gute Knochen oder besser Kongs, gefüllt mit köstlicher Käsefüllung, eine gute Idee – sofern er kein Gewichtsproblem hat. In vielen Fällen lenkt diese Beschäftigung soweit ab, dass er dann nicht mehr dieser Zwangsstörung folgt, sondern diesen neu geschaffenen Alternativen.
5) Bitterspray oder „bitterer Apfel“
Wenn dein Hund im Kreis läuft und dabei ständig versucht seinen eigenen Schwanz zu greifen, sprühe ihm „bitteren Apfel“ auf den Schwanz, um dieses Verhalten zu unterbinden. Die darin enthaltenen Bitterstoffe helfen meist auch bei anderen Dingen, die der Hund nicht anknabbern soll. Versuch macht klug!
Ansonsten: Wende dich an einen Verhaltensforscher
Wenn keiner der oben genannten Tipps nicht oder nicht ausreichend funktioniert hat und somit kaum oder keine Verbesserung eingetreten ist, wende dich unbedingt an einen guten Verhaltensforscher. Er sollte in der Lage sein dem Problem auf den Grund zu gehen, damit deinem Hund am Ende geholfen ist.
Es mag wie ein unschuldiges Spiel aussehen, wenn Hunde im Kreis laufen und sich selbst oder ihren Schwanz fangen wollen. Wenn dies aber immer und immer wieder wiederholt wird und zu einer Endlosschleife wird, ist das ein ganz deutliches Zeichen für ein Problem, was das Wohlbefinden des Hundes gefährdet. Die Behandlung sollte so früh wie möglich erfolgen. Wie bei jeder Krankheit kann eine schnelle Behandlung den Unterschied zwischen einem kleinen oder großen Problem bedeuten.
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