Abrufen beim Hund: Die wichtigste Lektion

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Eigentlich kennt jeder Hundebesitzer dieses Szenario: Ein Besitzer ruft seinen Hund weil es Zeit ist zu gehen, doch man wird vollkommen ignoriert und der Hund rennt sogar in die andere Richtung. Man könnte meinen dass entweder der Hund ein Problem mit dem Ohren hat oder aber dem Hund es vollkommen egal ist was Herrchen oder Frauchen da macht.

Der Grund für dieses Verhalten ist, dass der Hundebesitzer nicht genügend Zeit in die Ausbildung des Hundes investiert hat, damit der Hund auch beim „abrufen“ kommt.

Pudel Spielen Portrait Tierpuls 3682253Es ist eigentlich die wichtigste Lektion dem eigenen Hund beizubringen auf Kommando zurück zu kommen (Abrufen). Du kannst gerne dem Hund so eher unwichtige Dinge beibringen wie „Gib Pfötchen“ oder „Toter Hund“, da Abrufen muss aber in jedem Fall verinnerlicht sein. Warum das so wichtig ist? Weil es wahrscheinlich irgendwann in einem Hundeleben darauf ankommt, dass der Hund beim Rückruf unverzüglich zu einem kommt, um schlimmeres zu vermeiden.

Ein Beispiel: Du bist mit deinem Hund auf einer großen Wiese wo auch andere Hunde frei laufen (wir diskutieren jetzt nicht über das Anleinen) und auf einmal läuft dein Hund weg auf eine belebte Straße mit vielen schnell fahrenden Autos. Oder du bist im Wald, dein Hund läuft wenige Meter voraus und schnuppert. Plötzlich läuft er los und beginnt ein potentiell tollwütiges Tier zu jagen. In diesen und anderen täglich passierenden Fällen kann das den Unterschied ausmachen zwischen Sicherheit und Gefahr!

(Randbemerkung: Fast alle Hundebesitzer lassen ihren Hund auf Teilstrecken zwischendurch mal frei laufen, damit er sich mal komplett lösen kann. Es geht hier um das was tatsächlich ist, nicht was Ordnungsfanatiker meinen regeln zu müssen, weil sonst die Welt untergeht)

Das Unterrichten eines funktionierenden Abrufs ist daher absolut notwendig und sollte nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Das wahre Geheimnis besteht darin, dass Abruftraining in etwas tollem mit viel Spaß zu verwandeln. Hier sind einige Schritte:

1) Beginne zu Hause mit dem Training

Frage einen Freund, Bekannten, Freundin, etc. um Hilfe. Stelle dich dann in deinen Flur und bewaffne dich vorher mit einer handvoll Leckerlies. Deine „Hilfe“ soll dann den Hund am anderen Ende des Flurs festhalten. Dann rufst du deinen Hund mit freundlicher, motivierender Stimme zu dir. Deine Trainingshilfe soll dann den Hund los lassen. Kommt er direkt zu dir lobe und verwöhne ihn, sobald er dich erreicht. Wiederhole diese Übung ein paar Mal, indem du dich immer an das andere Ende des Flurs stellst (auch mal die Seiten tauschen).

Auf diese Weise lernt dein Hund zwei positive Dinge, wenn sein Name genannt wird: A) Wenn er gerufen wird, wird er von deinem Trainingspartner „befreit“ und B) wenn er zu dir kommt erhält er eine Belohnung und wird gelobt.

Hund Wird Abgerufen Wald Tierpuls 25905202) Nächstes Level: Outdoor in einem sicheren Bereich

Nachdem du deinen Hund mit all den angenehmen Dingen dieser Übung vertraut gemacht hast, suche dir draußen einen sicheren, umzäunten Bereich (Eigener Garten oder Garten des Nachbarn?) und frage wieder deine Trainingshilfe um Unterstützung. Im Grunde kommt jetzt die gleiche Übung wie vorher, nur die Entfernung ist größer und die Umgebung ist anders. Schwieriger wird es auch gerade deswegen, weil es draußen natürlich ganz andere Eindrücke und Geräusche gibt, und es riecht auch ganz anders. Das lenkt deinen Hund sicherlich ab, doch genau darum geht es ja – das Level wurde etwas gesteigert.

Bis dass er das gelernt und verinnerlicht hat wird es sicherlich viele Leckereien geben, doch das lohnt sich!

3) Abrufen wenn er beschäftigt ist

Du befindest dich immer noch in dem sicheren Bereich, deine Trainingshilfe ist mit dabei. Deine Hilfe muss dich jetzt insofern unterstützen als dass er deinen Hund ablenkt, dein Hund somit anderweitig schnüffelt, bellt, spielt oder ähnliches. In dem richtigen Moment der Ablenkung rufst du ihn ab! Rufe seinen Namen – wenn er zu dir kommt hat er diese Übung mit Bravour bestanden!

Die Tatsache, dass dein Hund auf dich geachtet hat und nicht auf etwas anderes ist großartig und der Hund verdient sehr viel Lob und Leckerlies. Wenn er dich stattdessen ignoriert hat, rufe ihn nochmal mit lauterer Stimme ab. Es könnte sein dass er sich nicht angesprochen gefühlt hat (irrtümlich). Gib ihm einfach eine zweite Chance. Ignoriert dein Hund das noch immer, sei nicht frustriert. Hole ihn dann zu dir, aber werde nicht böse auf ihn. Dann muss halt noch etwas länger geübt werden. Der Hund muss das verinnerlichen, er muss das lernen – manchmal braucht das etwas Zeit.

4) Abrufen auf der Hundspielwiese

Jetzt kommt der Moment der Wahrheit! Mit vielen Hunden in der Nähe wird es für deinen Hund schwierig werden zu dir zu kommen, wenn es Zeit ist zu gehen. Jetzt aufgepasst: Wenn du deinen Hund abrufst und er kommt zu dir, mache ihn nicht gleich fest und verlasse nicht gleich den Platz. So würde dem Hund schnell klar werden, dass Abrufen mit etwas negativem verbunden ist. Rufe ihn stattdessen ab, lobe ihn sobald er zu dir kommt und spiele noch ein paar Minuten mit ihm, lasse ihn aber nicht weit laufen. Dann nochmals Abrufen, loben und wiederholen.

Auf diese Weise verbindet der Hund deinen Rückruf mit etwas Positivem wie Spielen oder Loben. Dann mache ihn an der Hundeleine fest und spiele noch kurz an der Leine, dann geht es nach Hause. (Spielen an der Leine ist in diesem Fall erlaubt, sonst nicht)

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Beim Training des Abrufs sind zwei grundlegende Regeln zu beachten:

1) Schimpfe niemals mit deinem Hund, wenn er zu dir kommt

Nehmen wir an du rufst deinen Hund, zuerst kommt er nicht, dann aber schon. Du bist dann sauer auf ihn weil er beim ersten Mal nicht gehört hat und du schimpfst mit ihm, wenn er zu dir kommt. Das ist im Grunde der einfachste Weg deinem Hund beizubringen beim nächsten Mal nicht mehr zu kommen. Warum? Weil er so logisch wie du nicht denken kann, er verbindet nur das Abrufen und die Strafe miteinander. Dass er nicht „gehört“ hat versteht er nicht!

Ein anderes Beispiel wäre, wenn dein Hund Mist gebaut hat und du ihn dann in einem äußerst verärgerten Tonfall zu dir rufst. Der Hund ließt in deiner Stimme Ärger oder Frust und hat möglicherweise Angst zu dir zu kommen. Das ist schwierig, es hat aber auch niemand behauptet dass Hundeverhalten einfach ist 😉

Das sind nur zwei schlechte Beispiele für falsches Verhalten deinerseits. Damit das nicht passiert sorge dafür, dass dein Hund dein Abrufen immer positiv in Erinnerung hält, was uns zur zweiten Regel bringt.

2) Lobe deinen Hund immer für erfolgreiches Abrufen

Lobe deinen Hund immer und großzügig, vielleicht gibt es auch hin und wieder nochmal Leckerchen. Auch eine Bauchmassage kann Wunder bewirken, denn das lieben die meisten Hunde. Rufe deinen Hund immer mit enthusiastischer Stimme ab, versprich ihm dabei ganz tolle Dinge. Dein Hund kann zwar nicht unbedingt deine Worte verstehen, der Klang deiner Stimme signalisiert ihm aber positives. Unterstützend kannst du deinen Hund in den Garten schicken, seinen Fressnapf schon auf den Boden stellen und ihn hinein rufen. Wieder etwas positives! Du wirst merken dass man auf diese Weise recht leicht mit den meisten Hunden arbeiten kann, weil ihr Ohr immer aufrecht steht in der Hoffnung, dass du ihn rufst.

Abrufen kann somit ein Lebensretter sein. Es kann einige Zeit und Mühe kosten, aber es lohnt in jedem Fall. Man weiß nie wofür das gut sein kann, möglicherweise ist es notwendig dass dein Hund sofort und ohne Umwege zu dir kommt. Trainiere deinen Hund deswegen ständig mit Abrufen! Das ist eine wunderbare Übungsstunde und eine gute Gelegenheit ihn zu Loben. Davon ganz abgesehen werden dich andere Hundebesitzer beneiden, wenn du deinen Hund beim Spielen abrufst und er kommt sofort.

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